Doch meine Tochter schüttelte nur den Kopf und erzählte mir, dass Momo eine ganz schaurig aussehende Gestalt sei und dass sie Angst hat, dass sie nachts in ihrem Zimmer stehen und sie töten würde.
Ich sah sie nur nachdenklich an und fragte sie dann, wie sie auf so einen Blödsinn käme. Meine Tochter fing an, mir alles zu erzählen. Daraufhin recherchierte ich im Internet - und tatsächlich: Es gab eine Figur, die auf den Namen "Momo" getauft wurde.
Nachdem ich meiner Tochter erklärt hatte, warum sie keine Angst haben musste, hielt ich das Thema für erledigt - doch vor einigen Tagen wurde ich wieder auf das Thema aufmerksam. Allerdings diesmal durch die sogenannte "Momo Challenge".
Was ist Momo?
Nun, die "echte" Momo aus den gleichnamigen Kinderfilmen und Büchern habe ich ja bereits erwähnt. Doch wer oder was ist nun "Momo" und warum haben Kinder eine solche Angst vor ihr?
Offenbar gingen schon vor einige Zeit Kettenbriefe in unterschiedlichen Sprachen durch die Welt, in denen "Momo" über What's App geschrieben haben soll, dass sie den Empfänger umbringen würde, wenn die Nachricht nicht an x Leute weitergeschickt wird.
Diese Kettenbriefe sind nun wieder im Umlauf.
Aus der Paralellklasse meiner Tochter wurde mir folgender Text weitergeleitet:
"Hallo ich bin Momo und bin vor 3 Jahren verstorben. ich wurde von einem Auto angefahren und wenn du nicht möchtest das ich heute Abend um 0:00 Uhr in deinem Zimmer stehe und dir beim schlafen zuschaue dann sende diese Nachricht an 15 Kontakte weiter.
Du glaubst mir nicht? Angelina 11 hielt die Nachricht für fake und schickte sie an niemanden weiter. in der Nacht hört sie Geräusche aus einer Ecke ihres zimmers, sie wollte nach gucken, doch auf einmal rannte etwas auf sie zu. am nächsten Morgen wurde sie Tot in ihrem Bett gefunden.
Tim 15 schicke die Nachricht nur an 6 Leute weiter. am nächsten Morgen wachte er mit einem abgefressenen Bein und einem abgeschnittenen Arm auf.
Linda, 13 schickte die Nachricht an alle weiter und hat heute ihre wahre liebe gefunden und wohnt mit ihrem freund in einer modernen Villa. Falls du diese Nachricht nicht weiter schickst, weisst du was passiert also pass auf und schicke sie weiter."
Das erste, was mir auffiel, waren die unheimlich vielen Rechtschreibfehler. Die Vermutung lag nahe, dass diese Nachricht entweder von einem Kind oder von einem Erwachsenen mit mangelnden Rechtschreibkenntnissen geschrieben wurde.
Dennoch ließ mir das Thema keine Ruhe und ich recherchierte noch am gleichen Tag, was es mit diesem Kettenbrief auf sich hatte: Es gab viele Meldungen, die davon sprachen, dass diese Kettenbriefe wieder im Umlauf seien. Doch noch mehr Meldungen fand ich über eine aktuell laufende "Momo Challenge".
Was ist die Momo Challenge?
Die "Momo Challenge" gibt es wohl mindestens schon seit 2018. Nun sollen allerdings gezielt Videos aufgetaucht sein, in denen "Momo" zum Selbstmord auffordert.
Das ganze soll in etwa so laufen:
Die Kinder schauen sich eine bekannte Kinderserie an, die zB. auf YoutubeKids hochgeladen wurde und mitten in der Folge gibt es einen Cut. Dann wird eine kurze Szene eingespielt, in der ein animierter "Momo Kopf" das Kind auffordert, etwas zu tun. In diesem Video erklärt die schaurig verstellte Computerstimme folgendes:
"Hallo, ich bin Momo. Dein schlimmster Albtraum. Ich werde dich töten. In der Nacht werde ich in deinem Bett sein, am Morgen bist du tot. Willst du eine Überraschung? Schau mir in die Augen. Ich lüge nicht. Du wirst sterben. Schneide dir ins Bein und du wirst mich niemals treffen. Schneide deine Handgelenke auf und deine Eltern werden mich nie sehen. Süße Träume, mein Kleines."
Das schlimme an diesen Clips ist nicht nur die Angst vor der erfundenen Figur "Momo", sondern auch, dass Kinder leicht zu beeinflussen sind. Sie möchten natürlich ihre Eltern schützen und auch sich selbst und glauben tatsächlich, dass sie - wenn sie den Anweisungen folgen - den Alptraum abwenden können.
Warum du keine Angst vor "Momo" haben musst
Nun, das wohl beste Argument ist: Momo existiert nicht.
Die ersten Bilder dieser Schreckensfigur mit langem schwarzen Haar, verzerrtem Gesicht, herausquillenden Augen und Vogelbeinen sind 2016 entstanden.
Der damals 43-jährige Japaner Keisuke Aiso schuf die Figur "Mother Bird" für eine Kunstausstellung in Tokio. Besucher fotografierten diese Figur und stellten die Bilder ins Internet. Viele davon sind heute noch (mit dem Datum von 2016) auf Instagram usw. zu finden.
Die Figur selbst existiert allerdings heute nicht mehr. Sie soll kaputt gewesen sein und deshalb habe sie der Künstler selbst zerstört und entsorgt. In einem Interview sagte Aiso auch, dass er sehr unglücklich darüber war, dass seine Figur zu einem solchen Schrecken mißbraucht wurde.
Die Figur beruhte ursprünglich auf einem japanischen Gruselmärchen und vermutlich kamen die Leute, die mit dem "Momo Hype" begonnen hatten, deshalb auf die Idee.
Du siehst also, du brauchst keine Angst vor Momo zu haben. Auch wenn die Bilder der Figur mißbraucht und und ihr "Ruf" letztlich - noch heute - von vielen Zweitklassigen Youtubern ausgeschlachtet wird: Es geht keine Gefahr von ihr aus. Es war ursprünglich nur ein Foto einer Figur, welches von hirnlosen Menschen mißbraucht und in Umlauf gebracht wurde.
"Momo" exisitiert nicht.
Wie kann ich mich als Kind schützen?
- bei der Aufforderung "an X Leute weiterleiten" immer sofort stutzig werden!
- mit Eltern / Lehrern darüber reden
- den Kettenbrief / Email sofort vernichten und nicht weiterleiten (handelt es sich um einen Kettenbrief mit angsteinflößendem Inhalt oder eine Aufforderung zum Selbstmord o.ä., dann zeige den Brief / die Nachricht schnellstmöglich deinen Eltern / Lehrern und sage ihnen, dass du eine Anzeige gegen den Absender machen möchtest)
- Du darfst auf keinen Fall Geld überweisen (auch nicht bei Drohungen)!
- niemals persönliche Daten preisgeben!
- Anhänge niemals öffnen und Links nicht anklicken (die könnten Viren beinhalten)
- Nicht bekannte Nummern blocken / sperren
- ggf. eine Anzeige bei der Polizei machen
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